Espresso Series #6: Hell gerösteter Kaffee teuer gekauft, saurer Espresso bekommen?
- Alex

- vor 6 Tagen
- 2 Min. Lesezeit
Ihr kennt es vielleicht: Da kauft ihr die teuersten Kaffeebohnen im Sortiment eures Lieblingsrösters und was aus dem Siebträger rauskommt ist entäuschend. Ein Grund: Teurere Kaffeebhonen werden vielfach so angebaut und verarbeitet, dass sie ein möglichst charakteristisches Geschmacksprofil aufweisen, viele mit einer ausgeprägten Säure. Diese Art von Kaffeebohnen werden dann meist heller geröstet, um die charakteristischen Eigenschaften der Kaffeebhone nicht zu stark durch (eher generische) Röstaromen zu überschreiben. Das machen wir auch so, zum Beisiel mit den meisten Bohnen unserer Special Process Edition.
Das Resultat von ausgeprägter Säure und helleren Röstungen sind komplexe und fruchtige, aber für die Espressozubereitung auch sensiblere Kaffeebohnen. Sie verlangen eine präzisere und gegenüber dunkler gerösteten Kaffeebohnen angepasste Extraktion.
Dunkle Röstungen verzeihen mehr. Sie entfalten auch bei suboptimaler Durchlaufzeit und tieferen Temperaturen etc. genügend Aroma: schokoladig, nussig, voll. Fruchtig und hell geröstete Kaffeebohnen brauchen Fingerspitzengefühl, dunkel geröstete Kaffeebohnen sind etwas robuster – beide belohnen auf ihre Weise.
So bereitest du deine Mühle und Espressomaschine für hell geröstete, fruchtige Kaffeebohnen vor, wenn du als letztes eher dunkler geröstete Bohnen zubereitet hast:
Wähle einen feineren Mahlgrad: Hell geröstete Kaffeebohnen haben eine höhere Dichte, weshalb sie von feinerer Mahlung profitieren. Eine Ausnahme hierbei können manche "Natural" Kaffeebohnen sein (hier mehr zu Naturals), welche aufgrund des karamelisierten Zuckers bei feiner Mahlung auch gern mal verstopfen können.
Bei fruchtigen Röstungen lohnt es sich, die Brew Ratio leicht zu erhöhen, z. B. statt 1:2 eher 1:2.3 oder 1:2.4 zu nutzen. Dadurch wird der Espresso klarer, strukturierter und weniger intensiv sauer (hier mehr zum Brew Ratio).
Durchlaufzeit erhöhen: Mit einer höheren Durchlaufzeit werden mehr Röstaromen extrahiert. Dadurch balanciert man dominantere Säuren geschmacklich besser aus. Durchlaufzeiten von 30 oder sogar mehr Sekunden können durchaus angebracht sein.
Brühtempertur überprüfen: Dunkel geröstete Bohnen extrahieren oft auch bei 90 Grad noch einen passablen Espresso. Bei hell gerösteten Bohnen gehen bei Temperaturen unter 90 Grad aber die fruchtigen Noten verloren und das Resultat ist ein flacher und saurer Espresso. Falls du dies an deiner Espressomaschine einstellen kannst, stelle sicher, dass deine Brühtemperatur irgendwo zwischen 92-94 Grad Celsius liegt.
Pro-Tipp für fruchtige, hell geröstete Kaffeebohnen:
Vorliebe für Espresso aus fruchtigen und hell gerösteten Kaffeebohnen ist ein sogenannter erworbener Geschmack (acquired taste). Wie bei rauchigem Whiskey, stark gereiftem Käse oder fermentiertem Gemüse wie Kimchi braucht es Zeit, bis sich dein Gaumen an diese Geschmacksrichtung gewöhnt. Wenn du also fruchtigen Espresso bis jetzt nicht magst: Versuche immer wieder mal einen fruchtigen Espresso, auch wenn es (noch) nicht deins ist - als Belohnung wartet eine ganze Welt voller neuer Geschmäcker in deinem Lieblingsgetränk.






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