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Kaffee-Blog.

Mehr als Kaffeesatz lesen.

Ihr kennt es vielleicht: Da kauft ihr die teuersten Kaffeebohnen im Sortiment eures Lieblingsrösters und was aus dem Siebträger rauskommt ist entäuschend. Ein Grund: Teurere Kaffeebhonen werden vielfach so angebaut und verarbeitet, dass sie ein möglichst charakteristisches Geschmacksprofil aufweisen, viele mit einer ausgeprägten Säure. Diese Art von Kaffeebohnen werden dann meist heller geröstet, um die charakteristischen Eigenschaften der Kaffeebhone nicht zu stark durch (eher generische) Röstaromen zu überschreiben. Das machen wir auch so, zum Beisiel mit den meisten Bohnen unserer Special Process Edition.


Das Resultat von ausgeprägter Säure und helleren Röstungen sind komplexe und fruchtige, aber für die Espressozubereitung auch sensiblere Kaffeebohnen. Sie verlangen eine präzisere und gegenüber dunkler gerösteten Kaffeebohnen angepasste Extraktion.


Dunkle Röstungen verzeihen mehr. Sie entfalten auch bei suboptimaler Durchlaufzeit und tieferen Temperaturen etc. genügend Aroma: schokoladig, nussig, voll. Fruchtig und hell geröstete Kaffeebohnen brauchen Fingerspitzengefühl, dunkel geröstete Kaffeebohnen sind etwas robuster – beide belohnen auf ihre Weise.


So bereitest du deine Mühle und Espressomaschine für hell geröstete, fruchtige Kaffeebohnen vor, wenn du als letztes eher dunkler geröstete Bohnen zubereitet hast:

  1. Wähle einen feineren Mahlgrad: Hell geröstete Kaffeebohnen haben eine höhere Dichte, weshalb sie von feinerer Mahlung profitieren. Eine Ausnahme hierbei können manche "Natural" Kaffeebohnen sein (hier mehr zu Naturals), welche aufgrund des karamelisierten Zuckers bei feiner Mahlung auch gern mal verstopfen können.

  2. Bei fruchtigen Röstungen lohnt es sich, die Brew Ratio leicht zu erhöhen, z. B. statt 1:2 eher 1:2.3 oder 1:2.4 zu nutzen. Dadurch wird der Espresso klarer, strukturierter und weniger intensiv sauer (hier mehr zum Brew Ratio).

  3. Durchlaufzeit erhöhen: Mit einer höheren Durchlaufzeit werden mehr Röstaromen extrahiert. Dadurch balanciert man dominantere Säuren geschmacklich besser aus. Durchlaufzeiten von 30 oder sogar mehr Sekunden können durchaus angebracht sein.

  4. Brühtempertur überprüfen: Dunkel geröstete Bohnen extrahieren oft auch bei 90 Grad noch einen passablen Espresso. Bei hell gerösteten Bohnen gehen bei Temperaturen unter 90 Grad aber die fruchtigen Noten verloren und das Resultat ist ein flacher und saurer Espresso. Falls du dies an deiner Espressomaschine einstellen kannst, stelle sicher, dass deine Brühtemperatur irgendwo zwischen 92-94 Grad Celsius liegt.


Pro-Tipp für fruchtige, hell geröstete Kaffeebohnen:

Vorliebe für Espresso aus fruchtigen und hell gerösteten Kaffeebohnen ist ein sogenannter erworbener Geschmack (acquired taste). Wie bei rauchigem Whiskey, stark gereiftem Käse oder fermentiertem Gemüse wie Kimchi braucht es Zeit, bis sich dein Gaumen an diese Geschmacksrichtung gewöhnt. Wenn du also fruchtigen Espresso bis jetzt nicht magst: Versuche immer wieder mal einen fruchtigen Espresso, auch wenn es (noch) nicht deins ist - als Belohnung wartet eine ganze Welt voller neuer Geschmäcker in deinem Lieblingsgetränk.


fruchtiger Espresso
fruchtiger Espresso

 
 
 

Zusammenfassend: Meistens ist der Double Shot tatsächlich besser. Ausführlicher:


Ein doppelter Portafilter / Double Shot ("grosses Doppelsieb" mit ca. 18-19g Kaffeemehl) ist weniger fehleranfällig als der einzelne Portafilter / Single Shot ("kleines Sieb" mit ca. 10-11g Kaffeemehl). Warum? Mehr Volumen bedeutet stabilere Extraktion, mehr Toleranz beim Mahlgrad und besserer Geschmack. Kleine Abweichungen wirken sich beim Single Shot stärker aus. Zudem sind viele Siebträgermaschinen auf den doppelten Bezug optimiert. Deshalb gilt: Wer reproduzierbare, gute Ergebnisse will, arbeitet besser und einfacher mit dem Doppelsieb.


Darüber hinaus sind Doppelsiebe für moderne Espressorezepte besser geeignet. Viele Baristas nutzen sie als Standard, da sie eine ideale Balance aus Menge, Extraktionszeit und Temperaturkontrolle bieten. Auch der Puck ist in grösseren Sieben meist stabiler (vgl. letzter Blogbeitrag). Wenn du also noch mit dem Einersieb kämpfst – der Umstieg lohnt sich.


Pro Tipp: Nutze den doppelten Portafilter auch dann, wenn du nur einen Espresso trinken möchtest: Teile den Bezug einfach auf zwei Tassen auf. So profitierst du von der gleichmässigeren Extraktion und erhöhst die Chance auf einen balancierten, aromatischen Shot. Der zweite Espresso kann zwischendurch für Cappuccino, Latte oder sogar für Espresso Tonic im Kühlschrank aufbewahrt werden. Kommt hinzu: Wenn du feinere Espressoshots hinbekommst, willst du vielleicht sowieso einen doppelten trinken!


Beachte:

  • Richtige Dosierung: Halte dich an ca. 18–19 g Kaffeemehl – Überfüllen führt schnell zu Channeling.

  • Mahlgradanpassung: Ein Doppelsieb verzeiht mehr, dennoch solltest du den Mahlgrad regelmässig feinjustieren.

  • Maschinenabhängigkeit: Manche Einsteigergeräte haben Einersiebe, die „Doppelwand-Siebe“ sind (mit Druckausgleich). Hier bringt das Doppelsieb oft den grössten Qualitätssprung.


Fazit: Mit dem Doppelsieb bist du auf der sicheren Seite, wenn du Stabilität, Aroma und Konsistenz im Espresso suchst. Es ist nicht nur einfacher – es eröffnet dir auch mehr Möglichkeiten beim Experimentieren. Der Double Espresso Shot ist dem Single Espresso Shot deshalb klar überlegen.


Double Espresso Shot

 
 
 

Aktualisiert: 28. Sept.

Mini-Blogartikel 4: Was tun, wenn nach dem Brühen im Siebträger der Kaffeesatz (Puck) matschig ist oder Löcher hat?


Ein matschiger Puck ist kein Drama, aber oft ein Zeichen für einen suboptimalen Bezug. Mögliche Ursachen: zu feines Mahlgut, zu wenig Kaffeemehl oder ungleichmässiges Tampen.

Mögliche Lösungen:

  • Mahlgrad anpassen

  • mehr Kaffeemehl verwenden

  • anstatt auf dem Einerkaffeesieb auf das Zweierkaffeesieb (doppelter Portafilter) wechseln und 18-19g Kaffeemehl verwenden - den Grund hierzu erklären wir bald in der Espresso Series #5

  • gleichmässig und mit moderatem Druck tampern


Pro-Tipp 1: Nach dem Bezug den Puck nicht sofort entfernen – eine kurze Wartezeit (5–10 Sek) erleichtert die Entnahme.


Löcher im Puck auch genannt Channeling (Wasser findet Schwachstellen), deuten oft auf ungleichmässige Verteilung des Kaffeemehls hin und können zu Fehlgeschmack in der Tasse führen (wässriger und bitterer Espresso). Mögliche Lösungsansätze:

  • Nutze einen Distributor

  • reinige die Brühgruppe, falls das schon länger her ist

  • tampe senkrecht von oben (keinen seitlichen Druck, das gepresste Kaffeemehl sollte überall schön parallel zum oberen Rand des Siebs sein)


Pro-Tipp 2: Verwende eine Tampstation mit druckreguliertem Tamper, um jedes Mal exakt den gleichen Anpressdruck zu erzeugen.


Beachte: Ein perfekter Puck ist nicht zwingend nötig für guten Geschmack. Entscheidend bleibt, wie der Espresso schmeckt. Der Puck dient in erster Linie als Hinweisgeber – kleine Unregelmässigkeiten sind völlig normal und kein Grund zur Sorge.


Perfekt gepresst!
Perfekt gepresst!

 
 
 
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